Weshalb sind Jugendliche eher gefährdet?Der Gebrauch von gesellschaftlich tolerierten Drogen wird erlernt wie andere Verhaltens-weisen auch. Hierbei spielen zunächst die Erwachsenen als Vorbilder eine bedeutende Rolle; später werden Jugendliche weit mehr durch Gleichaltrige beeinflusse. Der Gebrauch von illegalen Drogen hingegen wird in der Regel in der jugendlichen Subkultur gelernt. Für den Einstieg in die Drogen spielen vor allem Bezugspersonen, die bereits Umgang mit Drogen haben, eine entscheidende Rolle. Offenbar verstärkt sich der Drogenkonsum im Jugendalter, wenn Benachteiligungen in der schulischen Laufbahn empfunden werden oder Leistungsversagen eingetreten ist, wenn dauerhafte Konflikte mit den Eltern bestehen oder wenn die Beziehungen zu den Gleichaltrigen nicht zufriedenstellend sind. Die Jugendzeit stellt generell ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung von Suchtverhalten dar. Die zum Teil noch wenig gefestigte Persönlichkeit der Jugendlichen wird mit einer grossen Anzahl von Herausforderungen konfrontiert. Diese Situationen sind oft von unangenehmen Gefühlen begleitet (Angst, Unsicherheit, Minderwertigkeit) und können nicht immer erfolgreich gemeistert werden. Bei einem gleichzeitig grossen und zum Teil attraktiv vermarkteten Angebot von soge-nannten Ausweichmöglichkeiten ist es nicht erstaunlich, dass einige Jugendliche nicht nur gelegentlich den Weg des geringsten Widerstands wählen. Dazu kommt, dass sie in der Erwachsenenwelt eine ganze Reihe Vorbilder für solches Ausweichverhalten haben. Drogenkonsum, ob legal oder illegal, ist eine dieser Ausweichmöglichkeiten. Neben dieser generellen Gefährdung von Jugendlichen gibt es weitere Faktoren, die zu Drogenkonsum führen können. NeugierEs steht unzweifelhaft fest, dass das Jugendalter oft von einer ausgeprägten Neu-gier begleitet wird. Jugendliche müssen oft alles ausprobieren, was sich ihnen anbietet. Dieses Bedürfnis ist sogar stärker als die Bedenken oder das Wissen um mögliche Gefahren. Auf Suchtmittel bezogen heisst das, dass diese eben auch die Neugier reizen, insbesondere wenn die Informationen über die Wirkung geheimnis-voll (illegale Drogen) oder beschönigend und einseitig sind (Werbung für legale Suchtmittel). Wichtig ist in diesem Zusammenhang jedoch die Tatsache, dass der Neugierkonsum allein nie ein ausreichender Grund für eine Sucht sein kann. OppositionJugendliche tendieren dazu, alle Wertvorstellungen der Erwachsenen abzulehnen bzw. das Gegenteil davon als richtig anzunehmen. Auch wenn die heutige Eltern -und Erwachsenengeneration möglicherweise eine entspanntere Haltung zum Thema Drogen hat, bleibt doch die Tatsache der Illegalität und vor allem diejenige einer echten Gefährdung von Leib und Leben durch den Konsum von harten Dro-gen. Dies löst bei Menschen, die Verantwortung für Jugendliche tragen, meist Unsicherheit und Angst aus. Jugendliche wiederum haben ein untrügliches Sensosrium für diese Gefühle der Erwachsenen; wenn sie letztere also bewusst oder unbewusst provozieren und sich von ihnen abgrenzen wollen, kann illegaler Drogenkonsum dazu ein Mittel sein. GruppendruckWie bereits erwähnt, bekommen die Gleichaltrigen für die Jugendlichen eine immer grössere Bedeutung. Dies gilt insbesondere, wenn es darum geht, Vorbilder nach-zuahmen, neue Verhaltensregeln für das eigene Leben zu suchen, anderenorts als zuhause eine gewisse Sicherheit zu finden und einen Rahmen für die Begegnun-gen mit ersten Liebespartnerinnen und -partnern zu haben. Gleichaltrigengruppen haben also eine ganze Reihe von wichtigen Funktionen für Jugendliche zu erfüllen. Dabei fällt auf, dass in solchen Gruppen oft recht strikte Regeln herrschen, bei-spielsweise punkto Kleidung, Sprache und Konsumverhalten. RauschMenschen haben hin und wieder das Bedürfnis, sich zu berauschen, sich also in einen Bewusstseinszustand zu versetzen, der einzigartig anders, beglückend und energiespendend ist. Unterstützt wird dieses Bedürfnis durch eine zunehmende Normierung und Nivellierung aller Lebensbereiche. In der Jugendzeit ist der Drang nach Freiraum und Rauscherlebnissen besonders deutlich. Unsere Zeit bietet jedoch kaum mehr Möglichkeiten, dieses Bedürfnis adäquat zu befriedigen. Konsumrausch und Extremsportarten sind die gesellschaftlich erlaubten Formen, während der illegale Drogenkonsum eine sozial geachtete Form ist, diesem Wunsch nachzugehen. |